Hier finden Sie die Abschrift eines Interviews zwischen Frank Zander und Heike Sicconi für Domradio.de (veröffentlicht am 09.11.2024 auf www.domradio.de)
Sänger Frank Zander setzt sich für Schwächere ein – „Ich weiß, was es heißt, nichts zu haben“
Er feiert mit Wohnungslosen Weihnachten, versorgt Bedürftige mit Essen: Nun hat Sänger Frank Zander eine Stiftung gegründet. Das Ziel: Anderen etwas abgeben. Nächstenliebe ist ihm ein Herzensanliegen, wie er im Interview verrät.
DOMRADIO.DE: Sie setzen sich seit Jahrzehnten für Wohnungslose und arme Menschen in Berlin ein. Warum war es Ihnen jetzt wichtig, eine Stiftung zu gründen?
Frank Zander (Sänger, Moderator, Schauspieler): Wir hatten jahrelang ein Spendenkonto beim Diakonischen Werk Berlin-Brandenburg, das hat auch gut funktioniert, aber es war eben nur ein Konto, welches nicht mal auf meinen Namen geführt wurde. Die Idee, eine Stiftung zu gründen, kam uns schon vor einigen Jahren, aber die bürokratischen Hürden waren uns zu hoch und es klang auch alles sehr kompliziert. Während der Pandemie konnten wir nicht im Hotel Estrel mit den armen Menschen feiern und sind dann als Ausgleich mit dem Caritas-Foodtruck durch die Straßen Berlins gefahren.
Wir haben seitdem sehr eng und vertrauensvoll mit der Caritas zusammengearbeitet. 2023 dann wurde uns von der Caritas-Gemeinschaftsstiftung angeboten, eine eigene Stiftung zu gründen, allerdings mit Hilfe und mit Unterstützung der Caritas. Das hat uns überzeugt und so ist das ganze ins Rollen gekommen.
DOMRADIO.DE: Was genau macht die „Frank Zander Stiftung“?
Zander: Wir haben einen Stiftungszweck, der sich an meiner Idee, armen Menschen zu helfen und Weihnachtsfeiern auszurichten, orientiert. Was viele nicht wissen ist, dass wir seit vielen Jahren neben dem traditionellen Weihnachtsfest für Obdachlose und Bedürftige auch andere Einrichtungen und Projekte finanziell unterstützen. Wir haben zum Beispiel das Ärztemobil ausgestattet, dem Caritas-Foodtruck unter die Arme gegriffen, den Suppenbus und den Kältebus der Diakonie unterstützt oder eine neue Küche für eine Tagesstätte finanziert.
Als erstes großes Projekt der neuen Stiftung haben wir uns das Café Streetwork ausgesucht. Und damit alles so bleibt wie früher, sorgt mein Sohn Marcus als Vorstand der Stiftung dafür, dass die Spenden an die entsprechenden Projekte gegeben werden. Der Leitgedanke der Stiftung ist auch mein Lebensmotto: Abgeben ist wichtig! Nicht nur an sich, sondern auch an andere denken. Wer uns unterstützen möchte, der findet auf unserer Webseite alle Infos, das Spendenkonto und auch den Stiftungszeck.
DOMRADIO.DE: Warum haben Sie sich die Caritas in Berlin als Partner ausgesucht?
Zander: Aufgrund unserer jahrelangen sozialen Arbeit kam die ein oder andere Bank schon auf uns zu und wollte eine Stiftung mit meinem Namen gründen. Das hat mir aber nicht gefallen, denn ich wollte einen echten Partner, dem man in sozialen Fragen vertrauen kann, der uns auch beraten kann.
Das ganze Team der Caritas in Berlin ist herzlich und auf unserer Wellenlänge und alle machen ihren Job aus Überzeugung. Die Idee einer Gemeinschaftsstiftung unter dem Dach Caritas war dann genau das Richtige für uns. Ich möchte hier aber mal betonen, dass wir natürlich mit allen Trägern zusammenarbeiten. Uns geht es immer um die Sache und um die Hilfe für die Menschen, egal ob Diakonie, Stadtmission, Caritas oder andere Einrichtungen.
DOMRADIO.DE: Was treibt Sie in Ihrem unermüdlichen Einsatz für andere Menschen an? Gab es ein besonderes Erlebnis? War das eine langsame Entwicklung? War es das Leben als Künstler, bei dem man auch immer mal wieder von Höhen und Tiefen gebeutelt wird?
Zander: Ich bin geborener Neuköllner und als Kind in der Nachkriegszeit aufgewachsen. Ich weiß, was es heißt, nichts oder ganz wenig zu haben. Klar, während meiner Karriere habe ich auch eine Menge Geld verdient und auch ausgegeben, aber nie habe ich vergessen, dass ich Glück im Leben gehabt habe. Ich habe eine tolle Familie, die an meiner Seite steht, und da ist es selbstverständlich, dass man auch was abgeben muss. Als Mensch, der in der Öffentlichkeit steht, habe ich auch eine Verantwortung. Und so ein bisschen Robin Hood spielen macht mir auch Spaß. Logisch gab es auch in meiner langen Karriere Höhen und Tiefen, aber unsere Weihnachtsfeier für die armen Menschen hat mich und meine Familie dann immer sehr geerdet. Ich hab oft auf sehr hohem Niveau herumgejammert.
DOMRADIO.DE: Seit 1995 laden Sie zusammen mit Ihrer Familie und Freunden, Sponsoren und ehrenamtlichen Helfern Berliner Obdachlose und Bedürftige zu einer großen Weihnachtsfeier ein. Dafür wurden Sie schon mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse geehrt, Ihr Sohn Marcus mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande. Was bedeutet es Ihnen, dass ihr Sohn so an Ihrer Seite steht?
Zander: Das bedeutet mir sehr viel, und ich bin wirklich stolz auf ihn. Es ist sehr beruhigend zu wissen, dass er die Idee weiterträgt und mit der Stiftung auch in Zukunft soziale Arbeit leisten kann. Also ewig werde ich nicht leben, aber die Stiftung und meine Idee sollen ewig bestehen. Auch mein Enkel Elias hat eine soziale Ader und ist seit vielen Jahren bei der Feier dabei. Im letzten Jahr, als ich aus Krankheitsgründen nicht teilnehmen konnte, haben mein Sohn und mein Enkel mich bei der Begrüßung der Gäste vertreten. Das haben die beiden wirklich großartig gemacht und es lastet nun nicht mehr alles auf meinen Schultern.
DOMRADIO.DE: Welche Rolle spielt der Glaube für Ihr Engagement?
Zander: Ich habe eine sehr christliche Einstellung und glaube fest daran, dass man für das richtige Handeln auch belohnt wird. Ich stehe schon seit Beginn meiner Kariere auf der Seite der Schwächeren. Es gibt am Ende eine Gerechtigkeit, die für uns alle gilt.